Abgeschickt von Jürgen Fagin am 09 Mai, 2007 um 11:30:08
Antwort auf: Pressemeldungen zum Thema Biogasanlage Kattenbaum von Jürgen Fagin am 09 Mai, 2007 um 00:22:34:
Mais-Kraftwerk: Travemünde bleibt gelassen
Gerd Biethahn wäre von dem Kraftwerk-Projekt direkt betroffen. Die Biogasanlage würde in unmittelbarer Nähe entstehen. Foto: Maxwitat/LN
Travemünde - Keine Angst vor Strom aus Mais und Getreide: Die von den Stadtwerken in Travemünde geplante 1-Megawatt-Biogasanlage stößt im Ostseebad überwiegend auf Zuspruch.
Gerd Biethahn (62) dürfte eigentlich nicht sonderlich glücklich sein. Denn wenn die Pläne der Lübecker Stadtwerke Wirklichkeit werden, dann bekommt er die Biogasanlage vor die Haustür gesetzt. Doch der Hafenmeister im Travemünder Fischereihafen, der in der Straße Bollbrügg in der Siedlung Teutendorf wohnt, bleibt gelassen: "Sowas ist doch besser als Kohle- oder Atomkraft." Es wäre zwar nicht angenehm, "so ein Ding vor der Nase zu haben, aber wenn es sein muss . . ."
Ein paar Kilometer weiter nahe des Strandbahnhofs kann auch Todor Todorov vom Restaurant "Passatwind" der geplanten Biogasanlage nichts Erschreckendes abgewinnen. Dass ein neues Kraftwerk Travemündes Ruf als Seebad ankratzen könne, glaubt der Gastronom nicht. "Ich mache mir da keine Sorgen." Auch eine Geruchsbelästigung befürchtet Todorov nicht: "Der Wind kommt doch meistens aus Osten. Der pustet alles weg." Es werde keine zusätzlichen Luftbelastungen geben, ist er sich sicher.
Wolfgang Büchtmann, Chef des "Büchtmanns" an der Strandpromenade und Vorsitzender des Travemünder Verkehrsvereins, kämpft seit Jahren dafür, dass Travemünde die Nummer eins der Seebäder wird. Mit einer Biogasanlage verbindet er mehr Positives als Negatives: "Wir brauchen alternative Energiequellen. Das neue Kraftwerk wird Travemünde keinen Abbruch tun." Einen Image-Schaden für das Ostseebad befürchte er nicht.
Travemündes Kurdirektor Uwe Kirchhoff erinnerte gestern an die "lebhafte Diskussion, als das Blockheizkraftwerk am Godewindpark gebaut wurde". Die Sorge vor einer verstärkten Luftbelastung habe sich in Wohlgefallen aufgelöst. Durch das Blockheizkraftwerk sei die Schadstoffbelastung "deutlich zurückgegangen", weil die großen Hotels ans Heizwerk angeschlossen worden seien und seither auf eigene Heizungsanlagen verzichten könnten. Durch die Biogasanlage würden die Luftschadstoffe weiter verringert werden: "Das hat nur Vorteile für den Tourismus." Kirchhoff gibt zu bedenken, dass "die Energie ja irgendwo herkommen muss". Er stehe dem Projekt deshalb positiv gegenüber.
Jörg Schmalfeldt (46), Leiter des Raiffeisen-Marktes in Teutendorf, ist nicht so davon überzeugt, dass die Biogasanlage nur auf Zustimmung stößt. Für die Anwohner im Bereich Bollbrügg werde es eine höhere Verkehrsbelastung geben, weil die Rohstoffe (Getreide und Mais) zum Kraftwerk transportiert werden müssten. Außerdem würden 400 Hektar Anbauflächen wegfallen: "Wir haben dann Getreideeinbußen." Aber vielleicht festige sich dann ja der Getreidepreis. Doch Schmalfeldt ist von der Realisierung des Projekts nicht überzeugt: "Ich weiß nicht, ob die das auf die Reihe kriegen."
Die Stadtwerke planen eine 1-Megawatt-Anlage, die 600 Häuser beheizen könnte. 40 bis 50 Landwirte aus der Umgebung sollen dafür jährlich rund 16 000 Tonnen Mais und 1000 Tonnen Getreide anliefern. Die Stadtwerke wollen künftig "mehr Strom selber erzeugen, um die Preise stabil zu halten", teilte der Versorger mit.
Von Torsten Teichmann, LN
Quellennachweis - Lübecker Nachrichten 08.Mai 2007